Kritische Theorie (1)

Heinz Steinert zur Musiktheorie Theodor W. Adornos

Beschreibung: Steinert liest Adornos Musiktheorie ausgehend von dessen Auseinandersetzung mit Schönberg. Vordergründig geht es um die Kompositionstechnisch von Schönberg, tatsächlich um ein paradigmatisches Revolutionsmodell, um einen anderen befreienden Umgang mit dem Stoff, den Tönen. Abgeriegelt wäre dieser befreiende Umgang durch den Warencharakter des musikalischen Schaffens im Besonderen und der materiellen Produktion im Allgemeinen. Adornos Verdikt gegen den Jazz bei Adorno beruhe westlich auf dessen Warencharakter, dem dieser nicht entkommen könne. Es ginge also in Adornos Musiktheorie um vielmehr als bloß Musik, es ginge um Revolution und um Motive, die letztlich auch in der Dialektik der Aufklärung schlagend werden.

Wie zutreffend ist die Kritik Steinert an Adorno, er könne Musik nur als Werk, also als zu Papier gebrachte Noten, nicht aber als Ereignis, als freies Zusammenspiel von MusikerInnen würdigen?

Steinert nennt einige Defizite des von Adornos im Kontext seiner Interpretation des Musikschaffens von Schönbergs Revolutionsverständnisses. Adorno verkenne die Bedeutung der konkreten Produktionsbedingungen und verenge den befreienden Umgang mit dem Naturstoff zu einer hoch individuellen, einsamen Angelegenheit des „genialen“ Individuums. Steinert folgt Adornos aber insofern, als er von den drei bei Marx konstatierten Revolutionsmodellen – jedem der Entfremdung, des Klassenkampfes sowie der Produktivkraftentwicklung – dem letzteren den Vorzug gibt. Inwieweit ist dieser Auffächerung der Revolutionskonzepte zu folgen? Ist das in diesem Kontext angesiedelte Modell des Verhältnisses von Herr und Knecht tatsächlich geeignet, die Blockade von emanzipatorischen Prozessen als Abriegelung der Erfahrungen mit dem Naturstoff im Arbeitsprozess verstehen zu lassen? Ist Steinert zuzustimmen, dass „Fortschritt der Produktivkraft zugleich ein Fortschritt der Herrschaftsmittel“ darstellt?

Inwieweit ist der Begriff des Arbeitsbündnisses, den Steinert anhand der verschiedenen Formen des musikalischen Schaffens entwickelt und auf Kunstproduktion überhaupt ausdehnt geeignet, soziale Verhältnisse zu thematisieren?

Eingangsstatement: Martin Niederauer