Max Webers bekannte „Protestantismusthese“ sei, so Heinz Steinert in seiner letzten Monografie, „historisch falsch“, aber unwiderlegbar, weil sie seither vom kulturprotestantischen Kampfbegriff zur säkularisierten Wirtschaftsreligion des „amerikanischen Traums“ geworden sei. Der Text sei also wirkmächtig geworden; eine protestantische Ethik, die einen „Geist des Kapitalismus“ hervorgebracht hätte, habe es allerdings nie gegeben. Steinerts Auseinandersetzung mit Weber erregte innerhalb der „Weberei“ einiges Aufsehen – sie ist wohl „obsessiv“ auf Weber bezogen, steht aber auch für einen generellen Umgang mit „Klassikern“ der Soziologie. Wie bei seiner Beschäftigung mit Michel Foucault und Theodor W. Adorno geht es auch um die Rekonstruktion von „Denkmodellen“. Auch bei Adorno geht es schließlich darum, „was Adorno selbstverständlich war, was er in seinen Analysen und Interpretationen stillschweigend vorausgesetzt hat“.
Wie stichhaltig war also Steinerts Weber-Lektüre? Welche Möglichkeiten und Grenzen ergeben sich daraus für ein soziologiegeschichtliches Vorgehen, das die Götzenverehrung männlicher Klassiker durch Rekonstruktionsversuche ihrer Denkmodelle ersetzt?
Panel:
Dirk Kaesler: Warum sich Heinz Steinert so in Max Weber verbissen hat und was sich daraus für die weitere Weber-Forschung ergibt (Eingangsstatement)
Christian Dayé: Heinz Steinert und die Frage nach Gestalt und Zukunft der Soziologiegeschichte
Christian Fleck: Erfahrungen beim Versuch, Weberianer zu Antworten auf Steinert zu bewegen
Moderation: Andrea Ploder